Johnny Winter (USA)

In der Spielweise von Johnny Winter erkannten viele seiner Anhänger die gefühlvolle Technik eines B. B. King und den intensiven elektrisierenden Rockstil von Jimi Hendrix wieder. Johnny Winters Name ist seit über drei Jahrzehnten das Synonym für einen Bluesrockgitarristen der Extraklasse. Seine Entwicklung brachte ihn in den letzten Jahren den traditionellen spartanischen Bluesformeln immer näher. Rauh und ungekünstelt verstand es der „weißeste Bluesgitarrist der Geschichte“ (New Musical Express) mit enormem Einfühlungsvermögen diese schwarze Musik nachzuempfinden und authentisch umzusetzen.

Geboren am 23.02.1944 in Leland, Mississippi, und aufgewachsen im texanischen Beaumont, zeigte der fünfjährige Johnny zunächst Interesse für die Klarinette, wechselte anschließend zur Ukulele und hielt im Alter von elf Jahren erstmals eine Gitarre in der Hand. Gemeinsam mit seinem Bruder Edgar Winter spielte er in verschiedenen Schulbands und trat unter dem Namen „It & Them“ und „Black Plague“ auf. 1962 brach Johnny Winter ein Studium am Lamar Technical College ab und trampte nach Chicago, um den Blues hautnah zu erfahren. Er frequentierte die einschlägigen Clubs und spielte u. a. mit Mike Bloomfield und Barry Goldberg. Zurück in Texas wurde wieder Bruder Edgar sein Partner, lediglich unterbrochen von seiner Zeit in Houston, Texas, in der Johnny Winter mit Tommy Shannon (b) und John Turner (dr) ein Bluestrio bildete.

1968 nahm der „Rolling Stone“ Notiz von der Band und beschrieb Winter als den Gitarristen „der die stürmischste Bluesgitarre spielt, die man je gehört hat“. Steve Paul, der Besitzer des New Yorker Clubs „The Scene“, las den Artikel, flog nach Texas und nahm Winter unter Vertrag. 1969 kamen fast zeitgleich die Alben „The Progressive Blues Experiment“ und „Johnny Winter“ auf den Markt. „The Progressive Blues Experiment“ basierte auf Demo-Bändern, zu den Gästen der ersten offiziellen Studioproduktion zählten neben Edgar Winter die Bluesgrößen Willie Dixon und Walter ‚Shakey‘ Horton, die ihre helle Freude an Winters Verständnis für die Wurzeln des Blues hatten. In diesem Jahr war Johnny Winter auch ein gefeierter Act beim legendären „Woodstock Festival“. Wenige Monate später produzierte der „kundigste weiße Bluesgitarrist“ (Rolling Stone) das Doppelalbum „Second Winter“. Mit eigenen Songs und Coverversionen von Little Richard, Chuck Berry und Bob Dylan vermittelte Winter seine Vorliebe für Hardrock, ohne jedoch den Blues aus dem Blick zu verlieren. Kurz darauf trennte sich Johnny von seinen Begleitern und tat sich mit den ehemaligen „McCoys“ zusammen, denen der talentierte Gitarrist Rick Derringer vorstand.

Rick Derringer war nicht nur an zwei Alben der neugeschaffenen Formation „And“ beteiligt, sondern unterstützte Johnny Winter außerdem als Produzent. Für das zwei Jahre später folgende fulminante Album „Still Alive And Well“ engagierte Winter Randy Hobbs (b) und Richard Hughes (dr). Anfang 1974 erschien das Album „Saints And Sinners“. Und über seine 74er-EuropaTournee, bei der Floyd Radford als zweiter Gitarrist eine Bereicherung darstellte, urteilte die FAZ: „Wie er seine Improvisationen über dem unverwüstlichen Kadenzschema aufbaut, die Technik, die ihm dabei zu Gebote steht - das ist einmalig. Jeder einzelne Durchlauf der zwölftaktigen Harmoniefolge (Chorus) ist ein kleines, in sich geschlossenes Kunstwerk.“

Nach der Veröffentlichung des Albums „John Dawson Winter“ Ende 1974 mußte Johnny Winter aus Gesundheitsgründen 18 Monate pausieren. Seine Plattenfirma überbrückte die Pause mit der Veröffentlichung von „Captured Live!“. Mit Bruder Edgar nahm er dann 1976 seine Lieblingssongs für die LP „Together“ auf.

Muddy Waters, den eine enge Freundschaft mit Winter verband, stellte ihm 1977 für das Album „Nothing But The Blues“ seine exquisite Band zur Verfügung und wirkte als Gastsolist mit. Im Gegenzug produzierte Winter bis 1981 vier LPs von Waters und trat sporadisch in dessen Live-Band auf. Auch in Deutschland erspielte sich Wintereine große Fangemeinschaft durch ein denkwürdiges Konzert am 21.04.1979 im WDR-Rockpalast.

1984 erschien bei Alligator Records das Album „Guitar Slinger“, für das Wintererstklassige Texas-Blues-Musiker wie Johnny B. Gayden (b) und Casey Jones (dr) von der Albert Collins Band „Icebreakers“ und den Keyboarder Ken Saydak gewinnen konnte. Johnny Winter zog auf den folgenden Alben „Serious Business“ und „3rd Degree“ „alle Register innerhalb urbaner Blues-Stile“ (Jazz Podium). 1987 war Johnny Winter der Star der 15. Auflage des „San Francisco Blues Festival“. Im darauffolgenden Jahr ging er unter dem Motto „Riverwalk Blues Fest“ auf US-Tour, stellte dabei den gewohnt rustikalen elektrischen Bluesrock seines Albums „The Winter Of `88“ vor und spielte 1989 neben Dr. John auf einer Session von „Rocky Hill“, die unter dem Namen „Texas Shuffle“ veröffentlicht wurde. In den 90er Jahren wurde Winter weiterhin als „herausragender weißer Bluesmann seiner Generation“ (Rolling Stone) respektiert. Es gelang ihm immer wieder Akzente zu setzen, wie z.B. 1994 mit dem temperamentvollen Live-Mitschnitt „White Lightning“.

Johnny Winter ist längst eine lebende Legende und zählte laut Umfrage in den USA im Jahr 2002 zu den gefragtesten Künstlern seines Genres. Ein Beweis dafür waren die enormen Umsatzzahlen des von Columbia/Sony veröffentlichten Albums „The Best Of Johnny Winter“. Aber auch im Hinblick auf aktuelle Neuveröffentlichungen blieb Johnny Winter erfolgreich tätig. Das mit Produzent Dick Sherman eingespielte und 2004 veröffentlichte Album „I’m A Bluesman“ brachte ihm eine Grammy-Nominierung ein und erreichte in den USA den Status der bestverkauften Blues-Produktion des Jahres.

Nun kommt der legendäre Gitarrenvirtuose auf „Good Will Germany Tour 2006“, denn die im Jahr 2003 geplante Deutschland-Tour scheiterte kurzfristig an den unseriösen Machenschaften des damaligen US-Managements.

Johnny Winter - inzwischen von einem neuen Management vertreten - entschuldigte sich für diese Vorkommnisse bei unserer Agentur. Eine entsprechende Presseerklärung, gerichtet an die örtlichen Veranstalter und natürlich an die Fans, folgt in Kürze. Johnny Winter bekundete seinen festen Willen, Deutschland in die diesjährige Europa-Tour mit einzubeziehen, um den hier seinerzeit entstandenen materiellen wie auch ideellen Schaden wenigstens teilweise wieder gutzumachen.

Johnny Winter (USA)